YiXue Pädagogik – vom Wissen zur Weisheit

Bericht Online-Vortrag 08. Mai 2021  |   ’Kinderherzen – frei, authentisch, glücklich’

YiXue Pädagogik – vom Wissen zur Weisheit

Es ist heute wesentlich mehr Wissen verfügbar als noch vor 50 Jahren und die Welt, in der wir leben, hat sich in den letzten100 Jahren mehr verändert als in den tausend Jahren zuvor. Kinder und Jugendliche sind im sogenannten Informationszeitalter ganz besonderen Herausforderungen ausgesetzt und manchmal ist es für den einzelnen nicht leicht, mit dem Tempo und den Anforderungen zurechtzukommen.

Seit 2005 bietet Wei Ling Yi Kinder- und Familienseminare an. In dieser Zeit hat sich gezeigt, dass seine Methoden sowohl geeignet sind, die individuellen Fähigkeiten von Kindern zu entfalten und sie in ihrer schulischen Entwicklung zu unterstützen, als auch Familien zu harmonisieren und so ihre Entwicklung zu fördern. So können sie die ihnen gestellten Aufgaben bewältigen und innerlich wachsen.

Durch den technischen Fortschritt ist unser Leben in vieler Hinsicht sehr viel einfacher geworden. Doch unser Verhältnis zur Natur, zu Pflanzen und Tieren, die mit uns die Erde bewohnen, ist nicht in gleichem Maße besser und harmonischer geworden. Die Wissenschaften haben sich immer mehr spezialisiert und es geling heute nicht mehr, sich in allen Gebieten, oder auch nur in allen Bereichen der eigenen Disziplin auszukennen. Das führt dazu, dass Wissenschaftler eine Welt, in der alles mit allem zusammenhängt und viele Faktoren sich gegenseitig beeinflussen, in ihrer Komplexität kaum mehr überschauen.

Durch unsere punktuell gewordene Wahrnehmung, unsere Tendenz, alles Machbare ohne Rücksicht auf begrenzte Ressourcen zu realisieren, und dem Anspruch, die Natur beherrschen zu wollen, entstehen viele Probleme, sowohl in unserer Umwelt, als auch im sozialen Bereich. Wir fühlen uns nicht mehr als Teil des Ganzen. Teil des Ganzen zu sein, würde uns lehren, Verantwortung zu übernehmen und so wahre Freiheit zu leben, denn Freiheit ohne Verantwortung ist Willkür.

Was heißt das für eine Pädagogik, die Kindern das Rüstzeug geben sollte, die großen Aufgaben, die uns die Zukunft bringen wird, zu bewältigen?

Schüler/innen sollten befähigt werden, große Mengen von Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Hierzu werden in der YiXue Pädagogik und ihren Projekten (Kinder- und Familienseminare, Schulprojekt Malta) ganzheitlich innovative Methoden verwendet, die das Gedächtnis stärken und bis hin zu einem photographischen Gedächtnis führen können. Gleichzeitig werden sie befähigt, die Qualität von Informationen zu unterscheiden und auf ihre Intuition zu vertrauen. Neben der Fähigkeit, mit der Flut an Informationen umgehen zu lernen, verfolgt die YIXUE Pädagogik den Ansatz, Wissen in einen größeren Zusammenhang zu stellen und bei Schüler/innen ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass alle Dinge in Wechselwirkung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Die YiXue Pädagogik verwendet daher einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Persönlichkeit eines Menschen einbezieht und neben kognitiven und intuitiven Fähigkeiten auch die Herzensebene integriert. Denn Wissen allein wird uns nicht in eine nachhaltige, gesunde und  gerechte Zukunft führen.

Die Persönlichkeitsentwicklung und die Entwicklung von Herzensqualitäten – wie Mitgefühl, Toleranz, Güte, Mut und Geduld – die sich in ein erweitertes Bewusstsein bis hin zur Weisheit entfalten, dürfen in einer modernen, zukunftsweisenden Pädagogik nicht mehr fehlen. Wer weise ist, hat ein Herz für alle Wesen und Dinge auf der Erde und im Himmel. Ihn zeichnen Güte und Mitgefühl aus, die ihn motivieren, die Wesen und Dinge um ihn herum, wieder in Harmonie und in Balance zu bringen. Die natürliche Balance in der Natur, in uns Menschen, auf der Erde und im Kosmos ist heute in vielfältiger Weise verloren gegangen. Dies führt zunehmend zu Krankheiten, Naturkatastrophen, Elend, bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

Das Bewusstsein dafür, dass der Mensch der Schöpfer seiner Realität ist, dass wir, als Menschen, durch unsere Gedanken und unsere Absicht – im Guten wie im Bösen – die Welt beeinflussen, ist bei vielen verloren gegangen. 

 „Unser wichtigster Ansatz ist es, durch die YiXue-Bildung und Erziehung zu lernen, wie wir gütige und edle Menschen werden können, um unsere inneren Schätze, unser Potential und unsere Intelligenz zum eigenen Wohl und zum Wohle aller zu entwickeln.“ Wei Ling Yi 

In seinem Vortrag im Mai über das Kinderherz – frei, authentisch, glücklich – wies Wei Ling Yi auf eine Methode hin, wie wir uns und unser Herz entwickeln können, um zu einem reinen, unschuldigen Kinderherz zurückzukehren, von dem Liebe, Güte und Barmherzigkeit ausstrahlen. Er sprach über seine eigene Kindheit in einem Lotusdorf, in dem die Kinder im Einklang und in Harmonie mit der Natur, den Tieren und Pflanzen und dem Himmel aufwuchsen. Es gab keinen Streit, und alle Dorfbewohner unterstützten die Kinder und die Kinder liebten und respektierten alles in ihrer Umgebung. Die Eltern, besonders seine Mutter, sorgten mit liebevollen Herzen für ihn und lehrten ihn Mitgefühl mit allen Wesen zu entwickeln. Wichtig für unser inneres Wachstum ist es, so Wei Ling Yi, dass wir zurück zu unserem Kinderherzen finden, das uns neue Lebenskraft schenkt.

Sicher hat nicht jeder von uns eine Kindheit wie im Paradies gehabt und manche haben sehr viele unschöne Erfahrungen gemacht. Aber wir alle haben auch Momente erlebt, in denen wir die Einheit aller Dinge gespürt und uns in unserer Umgebung beschützt, geborgen und glücklich gefühlt haben. An diese Momente sollen wir immer wieder denken, dann kann unser Herz die ursprüngliche Reinheit und Güte zurückgewinnen und sich mit der Natur und dem Kosmos verbunden fühlen. Dann kann unser Inneres Kind, unsere Seele, wachsen und sich zum Goldenen Kind, zu einer reinen Seele, entwickeln. Dieses Goldene Kind hilft uns, aus unserem innersten Wesenskern heraus zu handeln und lenkt fortan unser Schicksal.

„Haben wir uns als Persönlichkeit soweit entwickelt, sind wir von einem wissenden zu einem weisen Menschen geworden, der seine eigene, wahre innere Natur kennt und lebt.“ Wei Ling Yi

Den Boden für diese Entwicklung bereiten die Eltern, die besten Lehrer für die Kinder, wie Wei Ling Yi immer wieder betont. Ebenso wie für Lehrer oder Erzieher ist es von Vorteil, wenn auch sie den Weg der Kultivierung gehen und in sich ihr kindliches Herz entfalten. Durch die Kraft eines gütigen Mutterherzens haben sich unsere Herzen in unserer Kindheit entwickelt und diese Kraft sollten wir als Lehrer und Erzieher an die Herzen der Kinder weitergeben. So wird es für sie möglich sein, selbst ein liebendes, gütiges und barmherziges Herz zu entwickeln, so Wei Ling Yi.

„Die Mutter hat das wahre, gütige und liebende Herz für uns Kinder, um auch in uns das wahre Kinderherz zu entwickeln und damit auch unser latentes Potential in jedem von uns zu entfalten. So entdecken wir auch in uns selbst unsere wahre Natur. Lasst uns zurückkehren zu unserer goldenen Kindheit, zu unserem goldenen Herzen und zu unserer wahren Natur. Lasst uns unsere Unbedarftheit, Einfachheit und Natürlichkeit, die wir als Kind hatten, wiederfinden. Dies führt dazu, dass wir in uns Aufrichtigkeit, Barmherzigkeit, Schönheit und Vollkommenheit wieder entdecken werden.“ Wei Ling Yi 

Text: Thomas Gregorkiewicz, Lern- und Forschungsteam YiXue Zhi Neng

Erfahrungen zum Vortrag von Wei Ling Yi:

„Die Kindheitserinnerungen, die Geschichten und das Geschenk der inneren Bilderwelt von Sifu Wei Ling Yi haben sehr viel Kraft und auch Sanftheit. Ich werde meine Mutter morgen am Muttertag wohl ganz anders in die Arme nehmen. Auch das Bild von der Mutter in mir ist gerade gewachsen.“

Silvia L.


„Als Wei Ling Yi davon sprach, dass jeder Mensch ‚goldene Kindheitszeiten‘ erlebt hat, war ich geneigt, erst einmal leicht in Widerstand damit zu gehen. Die wertvollen, schönsten und glücklichsten Zeiten erlebten wir, nach seinen Worten, bis zum Alter von sieben Jahren. Für den ersten Moment wollten einfach keine solcher Erinnerungen in mir wach werden. Ich folgte seinem Vortrag mit dem wundervollen bildhaften Bericht über die Mutter und seine eigenen goldenen Jahre. Diese Worte schienen etwas in mir bewegt zu haben. In der Meditation begann in mir eine bunte Bilder- und Erlebniswelt meiner eigenen Kindheit aufzukeimen. Diese Erinnerung schien mich, vor allem aber mein Herz, im Hier und Jetzt zu verändern. Ja, ich war reichlich erfüllt worden mit goldenen Kindheitszeiten. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch wenn nicht alle damaligen Zeiten nur schön waren, so kann ich doch aus einem erlebten Rückblick auf die goldenen Seiten enorme Kraft schöpfen. Danke für diese wunderbaren Erinnerungen.“

Sabine R.


„Ich hatte während des ganzen Vortrages ein Lächeln auf dem Gesicht. Das Bild des Lotus-Dorfes, das gezeigt wurde, hat mir sehr gut gefallen und ich habe immer neue Dinge entdeckt. Gelernt habe ich durch den Vortrag, dass es wichtig ist, sich an die schönen Dinge zu erinnern.“

anonym


“What a beautiful description Sifu Wei Ling Yi gave of his childhood village. I can refer to his talk about the golden time of the first childhood years, and remember that I was called „little sunshine“ until I was about 6 years.”

Anna F., Schweden


„Unsere Jungs waren ganz begeistert und konnten kaum glauben, welch eine schöne Kindheit Wei Ling Yi hatte. Seit dem singen sie wieder häufiger die Mantren und insgesamt ist noch mehr Ruhe und Harmonie in unserer Familie, das ist uns aufgefallen.“

Petra S.


„Interessant war die Reaktion der Kinder. Die Jungs sind bei der Schilderung von Wei Ling Yi in einen Tiefschlaf gefallen und erst nach zwei Stunden wieder aufgewacht. Ich dachte, sie saugen alles in sich auf, auf einer anderen Ebene. Anders als bei den Familienseminaren müssen sich die Kinder zu Hause nicht anstrengen, cool zu sein. Das ist der Vorteil der Online-Veranstaltungen.“

Julia N.


„Durch die Übertragungen stärkt Sifu Wei Ling Yi die Eltern. Nach einem Online Vortrag von Wei Ling Yi  fallen mir viele Dinge viel leichter und ich bin wochenlang viel entspannter und geduldiger.“

Jowanka V.


„Etwas Schöneres als ein Kinderherz gibt es eigentlich nicht. Für mich als Lehrerin war es besonders, intensiv zu verstehen, was ein Kinderherz eigentlich ist. Man wird plötzlich ganz behutsam und merkt, dass man es nicht kaputt machen darf.“

Bettina E.

Informationen zu den Projekten der YiXue Pädagogik
Bettina Ehrhardt, Tel. 0157-53522465, familienseminare@yixue.de
Online Übungsgruppe für Kinder & Familien
jeden ersten Montag im Monat, 18:00 Uhr,
Bettina Ehrhardt, Tel. 0157-53522465, familienseminare@yixue.de

Frühlingszauber

Ein Beitrag von Ursula Rihovsky

Der Samstagabend am 13. März dieses Jahres füllte und erfüllte sich mit einem Vortrag von Wei Ling Yi zum beginnenden Frühjahr, der ersten Jahreszeit des Jahres. Nach dem Mondkalender lag der Anfang am 12. Februar, nach dem Sonnenkalender beginnt der Frühling am 20. März.

Verbunden mit den Ausführungen unseres Lehrers waren Übungen, die wir aus unserer Praxis zwar kennen, die aber stets, wenn Wei Ling Yi sie mit uns durchführt, neues Gewicht erhalten. Es handelte sich um Sequenzen aus dem Duft Gong, dem Xiang Qi Fa, um das Öffnen und Schließen des Herzlotus‘ und um das stille Empfangen von Qi in stehender Haltung mit nach oben geöffneten Händen. Die Übertragung von Energie, die mit jedem Wort Wei Ling Yis natürlicherweise gegeben ist, ließ sich in den genannten Übungen in einer spürbaren Vervielfältigung erleben. Wei Ling Yi führte durch, was wir Energieübertragung nennen. Dafür bedanken wir uns von Herzen!

Als ich am folgenden Morgen durch das Fenster blickte, ‚tröpfelte‘ es, wie ich als Kind zu sagen gelernt hatte, wenn ich sah, dass mein Großvater, der Bauer war, zum Himmel blickte und das Wetter für die folgenden Stunden und Tage feststellte und benannte und so einschätzen konnte, welche Felder er zuerst bearbeiten sollte und wie lange seine Prognose wohl anhalten würde. Er spürte sich förmlich in das ein, was wir Wetterlagen nennen, horchte, wog den Kopf hin und her, bevor er sich entschied. Eine Wettervorhersage aus den Medien kannte er nicht. Und als sich die Zeiten geändert hatten, brauchte er sie nicht. Oft übertraf er die offiziellen Mitteilungen zum Wetter aus dem Radio und wunderte sich im allgemeinen, wie ungenau und plump die Vorhersagen ausfielen. Das Horchen und Spüren, nicht das Messen, waren die Grundlagen seiner Erkenntnisse, damit seine Arbeit gut gelingen konnte, die sich in unmittelbarer Verbindung mit der Erde und dem Himmel vollzog. Und ‚feines Wetter‘, wie er zu sagen pflegte, so wie der sanfte Regen heute morgen, erlebte er am liebsten draußen unter dem freien Himmel.

Der leise Regen draußen an diesem Sonntag schenkte mir einen neuen Ausdruck der komplexen Vorgänge, über die Wei Ling Yi am Abend zuvor gesprochen hatte. Gestern noch tobten aus heiterem Himmel plötzlich Sturm und peitschende Regenströme. Dem vorausgegangen hatte sich vorgestern ein mit Donner und Blitz begleiteter Hagelschauer über Potsdam ereignet, der in den nächsten Stunden schon gefolgt war von einem wundervollen Regenbogen unter stahlblauem Himmel, dessen eines der Bogenenden direkt im Welt Lotus Zentrum zu fußen schien.

Alles zu dieser Zeit läutet den Frühling ein. Das Frühjahr, das als Jahreszeit in unseren Breiten mit gesetzmäßiger Regelmäßigkeit immer wieder hervorbricht, stellt uns jedes Mal wieder vor das unfassbare Phänomen, das, woher auch immer, ein Wachsen und Blühen beginnt, deren letzte Ursachen, deren Urbeginn wir nicht kennen. Woher kommt sie, diese Kraft, ja dieses Wissen, wie all dies im großen Zusammenhang zu geschehen hat? Um dieses kosmisch-irdische Wunder uns näher zu bringen, uns auch selbst in dieses Geschehen einzugliedern, davon handelte der Vortrag von Wei Ling Yi.

Wei Ling Yi nahm noch einmal Bezug auf die Kraft des Büffels, der zu dieser Zeit damit beginnt, seinen Beitrag an Arbeit und Anstrengung auf den Feldern zu leisten. In unserem Land haben diesen Dienst vor dem Einsatz von Maschinen Ackerpferde, Ochsen und in manchen Gegenden auch Kühe übernommen. Fraglos kommt das Tier Büffel, das im Jahreshoroskop der chinesischen Kultur eine bedeutende Rolle spielt, allen Dringlichkeiten nach, arbeitet Tag für Tag gleichmäßigen Schrittes und leistet den Beitrag, den er erbringen kann, um dem Frühjahr Beistand für das sich entfaltende Wachstum und das Erblühen der Erde zu leisten und den Menschen zu unterstützen. „Der Mensch tue es ihm gleich“, sagt Wei Ling Yi eindringlich, „eine Eingliederung in alle Vorgänge um uns, die der Himmel und die Erde bewirken und die uns sichtbar, aber gerade auch in die, die sich unserem Blick entziehen, sollte erfolgen.“

Wei Ling Yi sprach dann von der Samenkraft und den immanenten Potenzialen eines Samens, für deren letztgültige Herkunft wir keine Antwort haben. Wo liegt der Beginn des Wachsens und Sprießens, des Blühens und der Ausgestaltung der gesamten Pflanzendecke der Erde? Woher wissen Vögel, Insekten, Falter und Schmetterlinge, die Frösche gar mit ihrem ganz eigenen Gesang des Quakens, dass die Zeit angebrochen ist, sich wieder zu zeigen? Wie kann es sein, dass ein Summen, Brummen, Tanzen und eine betörende Leichtigkeit zwischen allem Platz greift? Und wie kommt es, dass dies alles auch uns und unseren Körper ergreift?

In der traditionellen chinesischen Gesundheitslehre und gleichwohl Lehre für die Lebenspflege finden wir eine Verankerung in diesen Kräften des Frühlings für die Stärkung von Leber und Gallenblase, die dem Element Holz zugeordnet sind. Das gilt ebenso für das Zusammenspiel von Herz (Feuer) und Leber (Holz) und Blut und insgesamt für die Erneuerung unserer eigenen Lebenskraft und unseres Immunsystems  –  ganz so, wie das Frühjahr uns Erneuerung lehrt. Aufwachen nach der Winterzeit, Reinigung, Neuanfang stehen an. Dazu, betont Wei Ling Yi, dass wir unseren eigenen Frühling nicht nur denken und fühlen sollen; das reicht nicht. Es muss Bewegung hinzukommen. Wir stehen zum Beispiel zu anderen Zeiten des Morgens auf, erleben die Frühlingsbrise oder auch die stille Berührung eines frühen Morgens oder eines schönen Sonnenaufgangs in dieser Jahreszeit. Wir wenden uns dem Himmel wie der Erde zu und praktizieren unsere Übungen mit dem Qi, die wir dem Frühling anpassen. Zum Klopfen der Leberpunkte vergessen wir nicht, das Mantra mit den heiligen Lauten ‚schü ya schü‘ zu singen. Wir beginnen unsere Tage gut vorbereitet für alle Herausforderungen, die folgen.

Bleibt zu hoffen, dass wir nach und nach mit unserer unaufhörlich stattfindenden Kultivierung dahin gelangen, unsere inneren Augen und Ohren für die Schau und das Horchen in die YIN-Welt hinein entwickeln. Es gibt mehr als das, was wir in der YANG-Welt sehen, hören, schmecken, riechen und ertasten können. Diese Grenzüberschreitung, das heißt die Kräfte dazu sowohl wie die moralische Beschaffenheit unseres Herzens, wird uns nicht geschenkt. Wir müssen all unsere Erkenntnisse selbst erringen. Niemand kann sie für uns vollbringen. Dafür sind allein wir selbst verantwortlich und zuständig. Und mit dem diesjährigen Frühling unternehmen wir erneut Mühe und Anstrengung für unser eigenes Wachstum und Blühen.


Die Kraft des Büffels

Die Kraft des Büffels  -
Gedanken zum Yin-Neujahr 2021

von Ursula Rihovsky

Klar und schlank hing die Mondsichel am Himmel, gerade wie hell ausgeleuchtet mit elektrischem Licht, und verlieh dem so kalten Abend ein eigenartiges, noch tiefer frostiges Aussehen. Der matt schimmernde Schnee ringsum schien Stille zu verbreiten. Ich fühlte mich in die höchsten Schneegebirge der Erde versetzt.

In weiten Teilen der Welt wurde an diesem Abend der Beginn des YIN-Neujahrs gefeiert. Im Gegensatz zum Silvester-Jahreswechsel, der um das ganze Erdenrund am 31. Dezember stattfindet und dem das YANG-Jahr folgt, beginnt das YIN-Neujahr nach dem Mondkalender in diesem Jahr am 12. Februar und mit dem Ablauf der natürlichen kosmisch-irdischen Bewegungen folgend zugleich der Frühling.

Nach alter Sitte spielen die zwölf Tiere des chinesischen Horoskops, auf den Jahreskreis verteilt, ebenso wie die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die aussagekräftige Grundlage zur Wesensbeschreibung eines Jahres. Für dieses Jahr gilt die Bezeichnung ‚Metall-Büffel‘, wobei ganz allgemein vom ‚Jahr des Büffels‘ gesprochen wird. Das erwähnte Wei Ling Yi, als er die Online-Veranstaltung mit einem Vortrag begann.

Seit Jahren sagt uns Wei Ling Yi, dass es die Aufgabe von uns ist, die Himmelskräfte auf die Erde zu ziehen. Mit anderen Worten geht es darum, die irdische Welt mit der Lotuswelt  – unserem kosmischen Ursprung – zu durchdringen, die wir uns im Alltag als weit ab oder gar nicht vorhanden vorstellen. Nur – so führt Wei Ling Yi aus – das gelingt weder mit physischen Fähigkeiten und Anstrengungen noch mit den so hoch bewerteten intellektuellen Kräften von uns Menschen. Es gelingt uns nur über die Herzenskraft, die wir über Selbstvervollkommnung und Kultivierung entfalten können. Die oft gehörten Begriffe ‚Tugend‘ und ‚tugendhaftes Leben‘ sollen dies verkürzt zum Ausdruck bringen, auch wenn diese den äquivaleten chinesischen Begriff  – “Gong De”  – nicht genau übersetzen. Es wird uns nichts geschenkt auf unserem Weg, Erkenntnis zu gewinnen und mit der Handhabung von unsichtbaren Kräften umgehen zu können.  Wir wissen, dass die Welt der Erscheinungen, die YANG-Welt, also das Offenbare aus dem Unoffenbaren, der Welt der geistigen Kräfte, der YIN-Welt, hervorgeht. Egal, um welchen Schöpfungsmythos im Laufe der Zeiten es sich handelt, immer gibt es in allen Bildern und Erklärungen diesen Punkt, hinter den wir nicht sehen können. Irgendwo muss das verborgen sein, was das Andere entstehen lässt. Und wir können es uns nicht vorstellen. In dieser Welt des YIN, wie es aus der univerellen Weisheitskultur heraus bezeichnet wird, sind alle Potenziale geborgen, denen wir als Phänomene und erfassbare Vorgänge in der YANG-Welt gegenüber stehen. Es wird klar, dass Potenziale bis zu ihrer Hervorbringung im YIN unoffenbart verweilen.  Wir sind es gewohnt und bemühen uns, jeder einzelne Mensch und die Menschheit im Allgemeinen, die YANG-Welt, in der wir im Irdischen leben, immer besser zu verstehen und aufzuschlüsseln. Ebenso kommt es der YIN-Welt zu, die ja immer auch Teil von uns selbst und allem ist, dass sie von uns geschaut werden soll, um überhaupt Teil zu werden von dem, was wir ‚Lebenswissenschaft‘ nennen. Zumindest ihre Realität muss als Tatsache anerkannt werden, woran es in unserer Welt mangelt. In der YIXUE-Lehre spielen beide Aspekte  – die YIN und die YANG-Welt – gleichbedeutende Rollen in unserem Leben. Jeder Suchende, das heißt jede und jeder seiner Schülerinnen und Schüler, beschäftigt sich vom ersten Zusammentreffen mit Wei Ling Yi mit dem Aufsuchen dieser Kräfte und hört von der Urkraft Yi Qi, die in allem, was es gibt, vorhanden ist  –  doch mehr oder weniger verborgen.  Die Jahre im YIN-Kalender sind so in ihren Grundzügen von ganz bestimmten Kräften geprägt, die in den Tieren des chinesischen Horoskops in Verbindung mit den Elementen symbolisiert werden. ‚Was symbolisiert uns der Büffel‘? fragte Wei Ling Yi in die virtuelle Runde und begann, über die Welt der Kräfte zu sprechen, die sowohl im YANG als im YIN, also offenbar wie auch nicht offenbar, unsere Begleiter sind und uns zu jeder Anstrengung befähigen.

Der Büffel, dem das kommende YIN-Jahr zugeordnet wird, symbolisiert Kraft, Beständigkeit, Gleichmaß, Durchsetzungsvermögen wie auch Geduld. Der Büffel ist stark, trägt Lasten, geht unbeirrt Schritt für Schritt seines Weges. Wei Ling Yi verbindet diese Charakteristiken mit den momentanen Notwendigkeiten in der Corona-Pandemie und der bedrohlichen Weltlage insgesamt: Der Mut, der Wille, vorwärts zu gehen, das unbeirrte Tragen der Last, Gleichmaß, das Ziel nie aus den Augen verlierend, was die Wandlung allen jetzigen Geschehens herbeiführen kann, soll uns vor Augen stehen.

Sich vor Angst zu verkriechen kann die Lösung nicht sein. Die Vorsicht vor Kontakten untereinander darf freilich nicht fehlen. Wir müssen realistisch sein und der Welt der Erscheinungen, in der wir irdisch zu Hause sind, den Zoll bezahlen, der für unser körperliches Überleben nötig ist. Doch das, was hinter all dem steht, dort, wo der Ursprung aller Phänomene und Ereignisse liegt, dort mögen wir angesichts der Kräfte und der Rechtschaffenheit des Büffels Maß an ihm nehmen und ‚selbst zum Büffel werden‘. Als Beispiel für Menschen, die uns gezeigt haben, wie büffelgleich ein Mensch durch ein schwieriges Leben kommen kann, erwähnt Wei Ling Yi in seinem Vortrag den Naturwissenschaftler Nikola Tesla.

Nikola Tesla (1856 – 1943), der in der Elektrizitätslehre Grundsätzliches, ja Epochemachendes geleistet hat und auf den die Anfänge unseres jetzigen technologischen Informationszeitalters zurückgehen, hatte ein bewegtes Leben zu bestehen. Unaufhörlich mit Erfindungen beschäftigt, besaß er zuletzt weit über hundert Patente, fand jedoch nur sporadisch Anerkennung, wurde betrogen und beneidet, verfolgt und gedemütigt. Er verfügte über die wenigste Zeit seines Lebens über die Mittel für ein auskömmliches Dasein. Unbeirrt ging er seinen Weg, trug alle Widerwärtigkeiten und ging Schritt für Schritt die Linie seiner Erfindungen entlang. „Er trug“, sagte Wei Ling Yi, „diese Büffelkräfte in sich und entzog sich nicht der Beschwernis, die er zu bestehen hatte.“

Wei Ling Yi ließ uns während seines weiteren Vortags ein Bild betrachten, auf dem ein Büffel und neben ihm ein älterer Mann, ein Weiser, dargestellt sind. Sie gehen zusammen vorwärts. Auf dem Rücken des Büffels sodann sitzt ein Kind, das uns aus der YiXue-Lehre als das ‚Innere Kind‘ oder als das ‚Goldene Kind‘ bekannt ist und welches wir in unserer Kultivierungs- und Entwicklungsarbeit groß werden lassen sollten. Es symbolisiert unsere Seele, die aufstreben will und nach Befreiung sucht und deren Kraft und Stärke wir dringend bedürfen in der gegenwärtigen Zeit. Viel Intelligenz, Durchblick, Mut, Durchhaltevermögen und Tatkraft – und damit ein weises ‚Inneres Kind‘ – sollen in uns aufblühen, um die Zeiten zu bestehen.

Während dieser Bildbetrachtung für das kommende Jahr, die einer ‚Lehre ohne Worte‘ gleichkommt, forderte uns Wei Ling Yi auf, die Botschaft in diesem Bild zu spüren:

„Öffnet Eure Herzen, lasst Euer Blut merklich fließen, denkt daran, Eure Akupunkturpunkte zu öffnen und wisset, dass Wirkungen davon nicht nur durch Erkenntnis über den Kopf ausgehen, sondern direkt empfangen werden können. Nehmt in Euch für dieses Jahr die Kraft des Büffels auf!“

Wei Ling Yi hatte sich ein kleines Lied, ein Mantra ausgedacht, das er zunächst alleine sang und das wir dann – die Melodie war leicht zu erlernen – mitsangen, jeder in seiner eigenen häuslichen Umgebung. Das Mantra handelt vom neuen Jahr und der Figur des Büffels mit ihrer unschlagbaren Kraft. Wir sangen in die kommende Zeit, das jetzt beginnende Jahr, das Wissen um die Unschlagbarkeit des Büffels hinein. Mit anderen Worten, wir haben die Kräfte angerufen, deren wir bedürfen und schlossen mit einer fröhlichen gegenseitigen Begrüßung und Verabschiedung über das digitale Netz, ganz so, wie es einem Fest wie dem heutigen zukommt.