Was bringt uns das Jahr des Feuerhahns?

Wie wir es von vielen Festen des Jahres kennen, treffen sich Züge tiefen Ernstes mit solchen von Heiterkeit und ausgelassenem Feiern. Nicht umsonst sprechen wir von Vorfreude und treffen viele Vorbereitungen. Und wenn wir unser Augenmerk einmal darauf richten, dass für rund zwei Milliarden Menschen – insbesondere des asiatischen Raumes – das Chinesische Neujahrsfest, auch Frühlingsfest genannt, das größte und heiligste Fest des Jahres ist, verstehen wir, dass sich Millionen von Menschen auf den Weg machen, gemeinsam mit Familie und Freunden das große Fest zu begehen.

In den letzten Jahren wird dieses Fest nicht nur mehr und mehr auch im Westen wahrgenommen, sondern auch mit aufwendigen Veranstaltungen im kleinen wie im großen gefeiert. Die ganze Welt öffnet sich der Sicht, dass es eine Yang – Entfaltung (nach dem gregorianischen Kalender, unserem nach der Sonne ausgerichteten Kalender – Beispiel: Silvester) des Jahres gibt und eine davon verschiedene Yin – Qualität des Jahres (nach dem Mondkalender), in der die jeweilige Zeitspanne das Potenzial an möglichen Erscheinungen bzw. Vorkommnissen für das zukünftige Jahr trägt. Das wird in jeweils ganz verschiedenen Eigenschaften, denen metaphorisch Tiere zugeordnet sind, zum Ausdruck gebracht.

Am 27. Januar beginnt in diesem Jahr nach dem Mondkalender um 23 Uhr Ortszeit das Jahr des Hahns. Verbunden mit dem Element Feuer, ergibt sich die Konstellation ‚Feuerhahn’. Sie tritt einmal in sechzig Jahren ein. Allein das verweist darauf, dass wir es hinsichtlich eines Menschenlebens mit einem seltenen und womöglich überaus bedeutsamen Zeitabschnitt zu tun haben.

„Was können wir uns vorstellen unter dem Zeichen Feuerhahn?”

fragt Großmeister Wei Ling Yi während der Neujahrsfeier im YiXue Bildungszentrum. „Seht ihn euch an, da vorne am Tisch, eingerahmt von Früchten, Blumen und Kerzen für unser heutiges Fest, steht das wundervolle Bild von unserer Lotusfreundin Anita. Er springt fast aus dem Bild heraus, dieser rotbunte Hahn, der vor Kraft und Selbstverstrauen, Eitelkeit und Unberechenbarkeit, andererseits mit dem Anschein von Überblick, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit in seinem stolzen Gehabe vor uns steht und förmlich kräht.”

Ein Gockeljahr ist ein Schicksalsjahr, müssen wir wissen. Schutz vor bösen Geistern (Futis würden wir sagen aus chinesischer Sicht), die durchaus unterwegs sind in dieser Zeitqualität, kann die Farbe Rot in der Kleidung schenken.

Jahre des Hahns waren zum Beispiel 1957 – 1969 – 1981 – 1993, also in Intervallen von zwölf Jahren treten sie auf. Man sagt von Hahngeborenen, dass sie verlässlich und kommunikativ seien, aber auch einen Hang für Streit an sich hätten. Das passt zu der Tatsache, dass ein Hahn sein Territorium vehement verteidigt. Von Hahngeborenen sagt man zudem, dass viele von ihnen ein Leben mit mancherlei Herausforderungen führen müssen; das entspricht zum Beispiel auch der Art des Nahrungserwerbs des Hahnes: er pickt sein Futter mühsam vom und aus dem Boden.

Und so wird für das Jahr 2017 bezüglich auch der politischen Entwicklungen nicht umsonst vor einem Jahr der Spannungen, vor Verschlechterungen im internationalen politischen Klima, vor Terroranschlägen, Drohungen und Konflikten bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen gewarnt. Aber, so Wei Ling Yi: bei geeigneter Kraftanstrengung und positiver Weltsicht, Liebe zur Natur und zu allen Lebewesen, Respekt und Ehrfurcht der Erde und dem Kosmos gegenüber kann kein Unheil die Welt erschüttern. Vielmehr können Kraft und Stärke umgelenkt werden in Ströme von friedlicher Entwicklung, Ausgleich und Kooperation unter Menschen und Staaten. Bildlich gesprochen ergibt sich die Möglichkeit, ‚Eier in Ruhe auszubrüten’, das heißt mit Konsequenz und Durchhaltevermögen jeweils am Ball zu bleiben in allen Aufgaben, die wir uns stellen.

Sifu Wei Ling Yi macht uns auf die vielen Tendenzen im Jahr des Feuerhahns aufmerksam, vor allem aber auf die unerhörten Möglichkeiten zügiger starker und positiver Entwicklungen. Und plötzlich steht ein krähender Hahn vor dem inneren Auge, wie er je nachdem kraftvoll oder bescheiden, jedoch stets zuverlässig kräht, wenn sich der Morgen ankündigt. Jedes Lebewesen, sagt uns Wei Ling Yi, kultiviert auf seine Weise. Beim Hahn ist es das Krähen, das ‚Eier auf den Weg bringen’, was zur Folge hat, dass sie von Hennen gepflegt und ausgebrütet werden.

Woher aber weiß der Hahn den exakt richtigen Zeitpunkt zur frühen Morgenstunde, zum Beginn des Tages, zum Beginn von Mühe und Arbeit über den Tag? Er empfängt die Information über die Konstellation der Gestirne aus dem Kosmos. Und dieser Morgenschrei gehört zu seiner Kultivierung, also energetischer Höherentwicklung im Sinne des Voranbringens des Lebens-Energie-Niveaus, das ein Hahn erreichen kann.

Wie können wir diese Gegebenheiten auf das Jahr 2017 bezüglich der Entwicklung der YiXue als eine Kultur im Entstehen übertragen?“, fährt Wei Ling Yi fort. „Der Hahn kräht und wir werden unsere nähere und fernere Umgebung aufwecken.“ Die YiXue Lehre, die Lehre vom Einklang von Himmel, Erde und Mensch, wollen wir hörbar verkünden. Wei Ling Yi hat vor, das Ausland in diesem Jahr bevorzugt einzubeziehen, was bei seinem bereits sehr weitgespannten Terminkalender und seinem unermüdlichen Einsatz (nach dem Motto: Meditieren genügt nicht …) ein Kunststück sein wird. Da kommen uns die positiven Eigenschaften des Feuerhahns sehr gelegen. Wir sind in unserer Entwicklung und Verbreitung an einem Punkt angelangt, der uns ein Forum des Gehörtwerdens und Verkündens nahelegt.

Nachdem jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer einen kurzen prägnanten Wunsch für das kommende Yin Jahr, für uns selbst und die YiXue geäußert hatte, verteilte Wei Ling Yi an uns die gesegneten Orangen aus einem großen Korb und Süßigkeiten von wundervoll arrangierten Tellern. Zwei Orangen stehen für doppeltes Glück, für Gesundheit und Kraft.

Natürlich fehlten Musik und Tanz nicht, so dass wir sagen können, dass wir einen wunderschönen Abend sowohl in Nachdenklichkeit als auch in Fröhlichkeit und Zuversicht verbracht haben, dem Wei Ling Yi das Stück Humor zuzufügen verstand, das uns den Ernst der Stunde in dieser bebenden Welt, in der wir leben, vergessen ließ. Das Jahr des Feuerhahns, das spürten alle, stellt große Anforderungen an uns!

Ursula Rihovsky